Fuß-Ball | Von der Lederpille zum Hightech-Sportgerät
„Das Runde muss ins Eckige“. Das gilt gefühlt schon seit Menschengedenken.
Kicken mit den Chinesen …
Tatsächlich wurde in China bereits in vorchristlicher Zeit eine Art Fußball gespielt. So richtig rund waren die Bälle damals aber noch nicht: Zunächst wurden Stoffbälle mit Tierhaaren und Federn gefüllt und mit Netzen fixiert, auch Leder diente als Haut für die Füllung. Zwischen den Jahren 200 und 700 entdeckten die Chinesen die Vorzüge des luftgefüllten Balls. Doch auch das sich nun um eine luftgefüllte Schweinsblase schmiegende Leder war weder besonders rund noch besonders elastisch.
… und den Engländern
Als Charles Goodyear Mitte des 19. Jahrhunderts sein Verfahren zur Vulkanisierung von Kautschuk zum Patent anmeldete, ging es bald auch für den Fußball einen großen Schritt voran: 1886/87 wurden der Gummi-Fußball, das Ventil und die Luftpumpe in England patentiert – der Ball wurde (annähernd) rund.
Dennoch war für die Außenhaut weiter zumeist Leder das Material der Wahl, womit ein Nachteil blieb: Egal wie gut man sie einfettete, die Lederbälle sogen sich bei Nässe unweigerlich mit Wasser voll und wurden während des Spiels immer schwerer. Der erste vollsynthetische und damit gegenüber Feuchtigkeit weitgehend unempfindliche Spielball kam erst bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko zum Einsatz.
„Das Geheimnis des Fußballs ist ja der Ball“ (Uwe Seeler)
Seit 20 Jahren gibt es auch für jede Europameisterschaft einen eigenen offiziellen Spielball. Für die EM 2024 in Deutschland heißt er „Fußballliebe“ und hat mit der guten alten „Lederpille“ kaum noch etwas zu tun. Zum ersten Mal wird ein EM-Ball mit der „Connected Ball Technology“ – einem Bewegungssensor und einem Chip im Inneren – ausgerüstet sein, die exakte Balldaten in Echtzeit an den Videoschiedsrichter sendet. Kombiniert mit Spieler-Positionsdaten und Künstlicher Intelligenz soll der Einsatz des „vernetzten“ Spielballs schnellere und präzisere Entscheidungen des Schiedsrichterteams ermöglichen.
Nicht nur smart, auch grün
UEFA und DFB wollen mit der EURO 2024 neue Maßstäbe bei der Nachhaltigkeit sportlicher Großveranstaltungen setzen. Auch da geht der Ball mit: Er besteht aus recyceltem Polyester, sein Aufdruck ist wasserbasiert. Hersteller adidas hat zudem mehr nachhaltige Biomaterialien eingepflegt als in die bisherigen Bälle. Die einzelnen Schichten sind etwa mit Maisfasern, Zuckerrohr, Kautschuk und Zellstoff versehen.
Ab mit dem Runden ins Eckige!Â
Â
TITELFOTO: © Igor Link / stock.adobe.com