Zapfhahn statt Flasche | Weinausschank neu gedacht
Bier aus dem Hahn, Wein aus der Flasche: In der Gastronomie ist das eine Selbstverständlichkeit. Noch: Weine und Schaumweine aus dem Fass sind schon heute eine wirtschaftlich interessante Gebindealternative zur klassischen Weinflasche.
Wenn es schnell gehen muss…
Es ist Sommer, der Biergarten ist voll, die Gäste durstig. Bier und Softdrinks werden durchgezapft. Entscheidet sich der Gast dagegen für Wein oder für einen Sprizz, ist der Weg von der Kühlung bis ins Glas deutlicher länger. „In der Systemgastronomie, in größeren Betrieben und bei Veranstaltungen können Weine im Offenausschank aus dem Fass die Effizienz im Service deutlich erhöhen, insbesondere vor dem Hintergrund des anhaltenden Personalmangels in der Gastronomie“, sagt Holger Kautz, Sommelier (IHK) bei der Essmann Gastronomie Service GmbH & Co. KG (EGS).
„Es handelt sich schlicht um ein anderes Gebinde. Ob man ein Glas Wein aus der Flasche einschenkt oder die gleiche Sorte vom Fass zapft: Bei richtiger Handhabung sind Geschmack und Qualität identisch.“
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Fassweine: Bestehende Infrastruktur nutzen
Fassweine sind aktuell sowohl im Einweg-KEG aus Kunststoff als auch im Mehrweg-KEG aus Edelstahl auf dem Markt. KEG-Fässer wurden speziell zum Befüllen und zur keimfreien Lagerung von Getränken entwickelt. Der Name kommt aus dem Englischen und bedeutet kleines Fass – eben eines, das mit einer Füllmenge von 20 bis 50 Litern für den Anschluss an ein Zapfhahnsystem geeignet ist.
Investitionskosten fallen in der Regel nicht an, um Fassweine auszuschenken. Sowohl Stahl- als auch Kunststofffässer lassen sich an herkömmliche Zapf- und Premixanlagen anschließen – und die sind in der Regel vorhanden. Kautz: „Es braucht eigentlich nur eine freie Leitung und je nach Weinsorte ein zusätzliches Mischgas.“
Die Vorteile liegen auf der Hand: Ist die Anlage passend eingestellt, hat das Personal leichtes Spiel. Es entfällt nicht nur das aufwendige Handling der Einzelflaschen im Service, sondern auch deren Entsorgung als Altglas. Pfandfässer gehen zurück an die Deutsche Getränke Logistik, PET-Einwegfässer können vor Ort dem Kunststoffrecycling zugeführt werden.
Daneben können Zapfhahnsysteme dazu beitragen, Verlust zu minimieren: Oft bleiben in angebrochenen Flaschen Reste übrig, die entsorgt werden müssen. Rotweine oxidieren, Schaumweine verlieren an Kohlensäure. Im geschlossenen System der Schankanlage bleiben sie ohne Qualitätseinbußen deutlich länger haltbar.
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Qualität aus Italien und der Pfalz
Die EGS hat daher ausgesuchte Weine sowohl als Flaschenware als auch im KEG-Fass im Programm.
Weine aus der Pfalz im 30-Liter-Einweg-Gebinde bezieht die EGS von der Vier Jahreszeiten Winzer eG: Ein Grauburgunder, ein Riesling und eine Rotwein-Cuvée stehen derzeit zur Auswahl.
Im 25-Liter-Mehrwegfass sind aus Italien ein Chardonnay, ein Cabernet Sauvignon und ein Secco Frizzante erhältlich.
Die Lösung kommt aus dem Fass
„Im Prinzip können wir bei entsprechender Nachfrage und Abnahmemenge jeden unserer Weine auch in KEG-Fässer abfüllen“, sagt der geschäftsführende Vorstand der Vier Jahreszeiten Winzer, Rüdiger Damian. „Unser festes Angebot für die Gastronomie beinhaltet eine Auswahl vor Ort frisch gefüllter Fässer hochwertiger Standard-Weine.“ Er berichtet weiter: „Da, wo unsere Fassweine zum Einsatz kommen, erhalten wir durchweg positive Rückmeldungen. Sie sind ideal, wenn es darum geht, Weine rasch an die Frau oder den Mann zu bringen – ohne dabei auf Qualität zu verzichten.“
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Offen in die Zukunft
Vor allem in gästeintensiven Betrieben und bei Veranstaltungen stellt auch Holger Kautz wachsendes Interesse am Offenausschank von Wein aus dem Fass fest: „Viele Gastronomien starten zunächst probeweise mit einem Secco oder einem fertig gemixten Più Sprizz vom Fass – die meisten sind schnell überzeugt.“
FASSWEIN PUNKTET
• Top-Qualität analog Flasche
• Einfaches Handling
• Effizienz im Service
• Kein Glasmüll
• Minimierung von Resten
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